LIQUID

LIQUID
Teil 2 des Zyklus 4 Life: Erde Wasser Feuer Luft
Kurt-Hackenberg-Preis für politisches Theater 2024

Termine in 2025:
11. + 12. April, 20 h / 23. + 24. Mai, 20 h / 12., 13., 14. Juni, 20 h / 29. + 30. August, 20 h,  19. + 20. September, 20 h
Start: Ebertplatz an der mobilen Spielstätte - Ziel: Rhein auf Höhe der Bastei

Das Anthropozän ist der Beweis, dass ungeteilte Macht zum Scheitern verurteilt ist.

Anfragen unter: info{at}wehr51.com oder 0160 8020996
Text unter: LIQUID-text

Mit LIQUID setzt das WEHR51 seinen Nachhaltigkeitszyklus, der 2023 mit der spektakulären Sterbebegleitung einer Eiche im Rautenstrauch-Joest-Museum begann, fort. Nach ERDE steht nun das Element Wasser im Mittelpunkt der performativen Multi-Media-Forschung.

Das WEHR51 inszeniert einen performativen Media-Walk, der Ausstellungselemente, Video/Animationen, Rheinwasser-Kompositionen, wissenschaftliche Erkenntnisse, mythische und literarische Bilder miteinander verbindet und in gesellschaftpolitische und provokative Zusammenhänge stellt. Geleitet von einer Erzählerstimme über Kopfhörer und einer Performerin begibt sich das Publikum auf eine Reise vom Ebertplatz bis zum Rhein, begegnet der Geschichte des Wassers, seinem Gedächtnis und seinen unwillkürlichen Erinnerungen.

Der Walk verfolgt die Bedeutung von Wasser auf seinen verschlungenen Wegen von der Tiefsee bis in die Großstadt, von den kalten Polen bis zur Verkehrsader Rhein, von den unterirdischen Abwasserkanälen bis in die Gehörgänge. Dem Wasser zuhören, ihm eine Stimme geben und für seine Rechte kämpfen, ist ein Leitthema der Performance, das eine große politische Dimension hat, gilt es doch der Natur, Territorien, Flussläufen, Habitaten, Tieren, Meeren und Pflanzen juristische Rechte einzugestehen. Rechte, die einklagbar sind. Vor allem in Amerika auf Initiative der Erstbewohner*innen entstanden diese Forderungen, die mittlerweile z.B. in Kolumbien, Ecuador und vielen anderen Ländern in der Verfassung verankert wurden. Denn Wasser ist eine lebenswichtige Ressource, die die großen Konzerne als Konsumartikel erkannt haben, die durch Industrie, Lebensstil und Unachtsamkeit immer stärker verschmutzt und verknappt wird. Der Ursprung des Lebens, bedroht, gewaltig und gewalttätig, eiskalt und luftig, nicht zu greifen und doch umwerfend, schön und schrecklich, Grab und Lebensquell zugleich. In der Klimakatastrophe offenbart das Wasser mit dem Meeresspiegel- und Temperaturanstieg die ganze Bandbreite seine Kraft und Verletzbarkeit.

Für LIQUID kooperiert WEHR51 u.a. mit Sea-Eye, Seebrücke oder dem motoki_Kollektiv, die besonders intensiv an Projekten für die Seenotrettung im Mittelmeer arbeiten. Es sind gemeinsame Aktionen und Veranstaltungen geplant und es werden im Media-Walk inhaltliche Brücken zum Thema geschlagen. Ein weiterer Partner ist „der kleine Container“, der auf dem Ebertplatz Anlaufstelle ist, sowie der Projektraum der Stadt Köln, der als Ausstellungsort für Wasserproben dienen wird.

Künstlerische Leitungen: Andrea Bleikamp, Jens Standke, Rosi Ulrich / Regie: Andrea Bleikamp / Texte/Dramaturgie: Rosi Ulrich / Video: Jens Standke / Produktionsleitung: Anke Schmitz / Mit: Asta Nechajute, Anna Möbus/Alina Gause / Kostüm: Paula Noller / Regieassistenz: Gina Bensch / Technik: Jan Kutscher

PR: 24. Mai 2024, 20 Uhr; 25., 20 h / 29., 20 h / 30., 20 h Mai 2024; 01., 20 h / 02., 18 h / 08., 20 h / 09., 18 h / 13., 21 h / 14., 20 h Juni 2024; 21., 22., 23. August 2024, 20.00 h, Ebertplatz, Köln
2. Oktober 2024, 20.00 h, 21.00 h, 22.00 h, 23.00 h (20-min. Auszug Festival der Darstellenden Künste)

Trailer

Presse

Laudatio Kurt-Hackenberg-Preis 2024

"Dem Wasser zuhören. Die Frauenstimme (Anna Möbus) klingt beschwörend, durch die Kopfhörer ganz nah am Ohr. Sie will die Aufmerksamkeit derer, die sich versammelt haben, um sich mit dem WEHR51 auf einen performativen Spaziergang vom Ebertplatz bis zum Rhein zu begeben. Hören Sie genau zu! Hier kämpft die Natur um ihre Rechte, nicht im übertragenen Sinne, sondern buchstäblich darum, als juristische Person anerkannt zu werden. So wie in Ecuador, das der Natur schon 2008 Verfassungsrechte zugesprochen hat, die seither im Rahmen der Rechtsprechung ausgestaltet werden. Dem Wasser zuhören – seinen Klängen und davon inspirierten Kompositionen, den vielen Sagen und Mythen, die sich alle Kulturen über das Wasser erzählen. LIQUID verbindet die politische mit der poetischen Ebene und diese wiederum mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und nimmt das Publikum mit auf eine Entdeckungsreise durch den Theodor-Heuss-Park im Kölner Norden. Dem Wasser zuhören – LIQUID ist der zweite Teil in einem Nachhaltigkeitszyklus über die vier Elemente, den das WEHR51 im letzten Jahr mit der eindrucksvollen Sterbebegleitung einer Eiche im Rautenstrauch-Joest-Museum begonnen hat. Mit LIQUID bringen Andrea Bleikamp (Regie), Rosi Ulrich (Text und Dramaturgie), Jens Standke (Video) und ihr Team das politische Theater dort hin, wo es in diesen Tagen unbedingt hingehört: auf die Straßen und Plätze der Stadt. In die Öffentlichkeit einer Stadtgesellschaft, die vor lauter Problemen kaum weiß, wo ihr der Kopf steht und sich doch so dringend mit ihren Angelegenheiten beschäftigen muss.
Dem Wasser zuhören.
Die Naturwissenschaften haben die molekularen Eigenschaften des Wassers längst entschlüsselt, und so ist es nur konsequent, wenn sich zu der erzählenden Stimme via Kopfhörer noch eine Performerin mit einem mobilen Labor gesellt, um das Publikum auf seinem Weg zum Wasser gen Rhein zu geleiten. Diese erklärt Aggregatzustände, beschreibt, wie das Wasser auf die Erde kam und warum der Mensch den Umgang mit den Ressourcen unbedingt verändern muss. Asta Nechajute verleiht dieser Figur - um den ollen Brecht zu zitieren - den sozialen Gestus einer Wissenschaftlerin, die vom Mut der Verzweiflung angetrieben wird. Und die so souverän wie freundlich jede Störung jener besonderen Klientel, die da rund um den Ebertplatz zu Hause ist, in ihren Vortrag einbezieht. Das Konzept der künstlerischen Intervention im öffentlichen Raum kommt auf diese Weise seiner Idee, neue Perspektiven für gesellschaftliches und politisches Handeln in Gang zu setzen, so nahe, wie es selten zu sehen ist. Dem Wasser zuhören: ein politischer Akt ganz im Sinne des Kurt-Hackenberg-Preises. Die Jury würdigt mit der Auszeichnung nicht nur die künstlerische Qualität, sondern auch die Klugheit und den Mut des WEHR51, die Stadt und ihren Fluss zur Bühne zu machen, um über neue Perspektiven für die dringende politische Aufgabe des Schutzes und des Erhalts der natürlichen Ressourcen nachzudenken."
(2024 Dr. Sandra Nuy, Jurymitglied)

"Langsam, betörend und gefüllt mit mahnenden Stimmen bahnt sich das Wasser als Hauptakteur von 'LIQUID' seinen Weg vom Ebertplatz bis zum nahegelegenen Rhein. ... Während rund 80 Minuten begeben sich Ensemblemitglieder und Publikum auf eine naturwissenschaftlich-mythologische Reise zu den Anfängen und sich bereits abzeichnenden Enden des Lebens."
(Choices, Juli 2024, Thomas Dahl)

"Die Schauspielerin Asta Nechajute führt in der Rolle einer quirligen Wissenschaftlerin das Publikum auf dem Weg. ... Dazu erzählt eine Stimme über Kopfhörer, wie vor allem in indigenen Gesellschaften Wasser ein zentrales Element von Schöpfungsmythen ist. Fast alle diese Narrative eint der Gedanke, Mensch und Natur ganzheitlich zu betrachten. Nicht als hierarchische Struktur, in der der Mensch die sogenannte Krönung der Schöpfung ist, sondern als fragiles Miteinander, bei dem radikale Eingriffe von Seiten des Menschen fatale Folgen für das Leben auf der Erde im Ganzen bedeutet.
Folgt man der Theorie, die von der Wissenschaft favorisiert wird, dass das Wasser über Kometen als Eis auf die damals noch heiße Erde gelangte, verdampfte und später über Jahrtausende als Dauerregen auf die abgekühlte Erde niederfiel, dann kann man Wasser als ein Alien betrachten, erzählt uns die „Wissenschaftlerin“, dessen Ankunft erst Leben möglich machte. Höchste Zeit also, so lautet der Leitgedanke dieser Performance, diesem Gast Gehör zu schenken und ihm gleichzeitig eine Stimme zu geben."
(Kölner Stadt Anzeiger, 29.Mai 2024, Norbert Raffelsiefen)

Eine Produktion von WEHR51, in Koproduktion mit Sea-Eye, Seebrücke, Unser Ebertplatz und motoki_Kollektiv
in Kooperation mit DER KLEINE CONTAINER und Freihandelszone Ensemblenetzwerk Köln
gefördert durch Kulturamt der Stadt Köln, NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, der RheinEnergie Stiftung Kultur.

Wir danken der AVG Köln und dem Verein Freie Volksbühne Köln für das Preisgeld des Kurt-Hackenberg-Preises für Politisches Theater 2024

fhz